Mittwoch, 12. September 2007

Satanismus, Okkultismus: Harry Potter war gestern

Harry Potter war gestern, sagt das neue Operhaupt der Kultusgemeinde, Herr Dr. Dokupil. Er ist damit einer Meinung mit dem Exorzisten Pater Gabriele Amorth ("der Chef - Exorzist des Papstes) und der bekannten Potter - Kritikerin Gabriele Kuby.

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Bild: Flyer der Gnostischen Kultusgemeinde (GK), der auch von ihrer Vorfeldorganisation, der Gnostischen Jugend (GJ), verteilt wurde.

Der Chef-Exorzist der Diözese Rom, Pater Gabriele Amorth, hat die Harry-Potter- Bücher erneut verurteilt. Berichten zufolge sagte der Pater: „Man beginnt mit Harry Potter, der als sympathischer Zauberer daherkommt, aber man endet mit dem Bösen. Es besteht kein Zweifel, dass diese Bücher deutlich die Handschrift des Fürsten der Finsternis tragen.“

Der Exorzist, der jahrzehntelange Erfahrung mit dem Bösen hat, erläuterte, dass die Bücher J.K. Rowlings zahlreiche positive Bezugspunkte zur Magie, zur „satanischen Kunst“ aufwiesen. In den Büchern werde versucht, einen falschen Unterschied zwischen schwarzer und weißer Magie herzustellen. Tatsächlich aber gebe es gar keinen Unterschied, „weil Magie sich immer zum Bösen wendet“, erklärte er.

Amorth hatte sich schon vor vier Jahren zu dem Thema geäußert. Allerdings sind seine Kommentare in den USA in verschiedenen Medien unter den Teppich gekehrt oder im Wesentlichen heruntergespielt worden.

Exkurs (1): Was ist eigentlich ein Exorzismus?

Wird oft auch „Teufelsaustreibung“ genannt. Der Exorzismus ist noch heute Bestandteil katholischer Lehre und Liturgie. Es wird dabei der einfache Exorzismus vom Großen Exorzismus unterschieden. So beinhaltet der Taufritus einen kleinen Exorzismus, da er den Täufling von der Erbsünde und deren Anstifter, dem Teufel befreit, von dem sich der Täufling – oder dessen Paten für ihn – lossagt. Der Vollzug des Großen Exorzismus ist einem Priester vorbehalten und bedarf der besonderen Genehmigung des Bischofs. Der Ritus ist im neu überarbeiteten Teil des Rituale Romanum „De exorcismis et supplicationibus quibusdam“ von 1999 geregelt. Nach dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) dient der Große Exorzismus dazu, „Dämonen auszutreiben oder vom Einfluss von Dämonen zu befreien, und zwar kraft der geistigen Autorität, die Jesus seiner Kirche anvertraut hat” (KKK Nr. 1673).

Von Besessenheit unterschieden werden ausdrücklich, und da sind sich alle ausnahmslos einig, die Geisteskrankheiten. Diese „zu behandeln, ist Sache der ärztlichen Heilkunde”. Vor dem Vollzug eines Großen Exorzismus muss sich die Kirche Gewissheit verschaffen, dass wirklich eine Besessenheit vorliegt und keine Krankheit. So ist unbedingt das Urteil unabhängiger Ärzte und Psychologen einzuholen. Das aus dem Jahr 1614 stammende Ritual wurde 1999 nach 385 Jahren von der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung überarbeitet und mit strengen Auflagen versehen.

Unter Papst Benedikt XVI. und seinem Vorgänger Johannes Paul II. wurden und werden Exorzisten ausgebildet. Im Jahre 2003 wurden in Italien ca. 200 Priester als Exorzisten bestellt. Im Jahr 2005 nahm erstmals eine Frau, die katholische Theologin Alexandra von Teuffenbach, an der Exorzistenausbildung teil.

Trotz Todesfällen bei Exorzismen bietet der Vatikan verstärkt Exorzismuskurse an und führte 2004 die erste internationale Exorzismuskonferenz in Mexiko durch, auf der beschlossen wurde, verstärkt gegen den Okkultismus vorzugehen. In verschiedenen christlichen Kirchen sind Deliverance Ministries (Befreiungsdienste) entstanden, die sich eine ähnliche Aufgabe gestellt haben. Manche Kritiker vermuten dahinter ein Bestreben der Kirche(n), die Trennung zwischen Staat und Kirche aufzuweichen. Während einer Generalaudienz auf dem Petersplatz am 15. September 2005 wandte sich Benedikt XVI. an die Teilnehmer des Nationalkongresses der italienischen Exorzisten und ermutigte sie dazu, „mit ihrem wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren“.

In Deutschland wird Anneliese Michel mit Exorzismus in Verbindung gebracht. Die junge Frau starb 1976 im Verlauf des kirchlich angeordneten Exorzismus an Unterernährung und Entkräftung, nachdem zuvor die ärztliche Behandlung abgebrochen worden war.

Mit Der Exorzist (1973) sowie Der Exorzismus von Emily Rose (2005) und dem auf der Berlinale 2006 preisgekrönten Requiem von Regisseur Hans-Christian Schmid, die beiden letzten basieren auf dem Fall der deutschen Anneliese Michel, beschäftigten sich mehrere Spielfilme mit diesem Thema. Der jeweils große Publikumserfolg lässt auf ein ungebrochenes, vielfach von Lust am wohligen Schauder gespeistes Interesse am Themenkreis Dämonenkult und Besessenheit und am Unfassbaren generell schließen.

Exkurs (2): Gnostiker und Satanisten müssten doch eigentlich, oberflächlich betrachtet, "für" Harry Potter sein. Warum lehnt die Gnostische Kultusgemeinde (GK) diese Art von Jugendliteratur dennoch ebenso ab wie z.B. die Kirche oder Frau Kuby?

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Bild: Potter - Kritikerin Gabriele Kuby bei einer Diskussion im österreichischen Fernsehen

Das "meistverkaufte Buch in Österreich in der vergangenen Woche" ist etwa nicht "Harry Potter", sondern das Interviewbuch "Wer braucht Gott?", freut sich "Ecowin"-Verleger Hannes Steiner. Die ungewöhnliche Autorenkombination und das "Comeback des Glaubens" seien der Grund, sagt Steiner. In der Ablehnung des "Harry - Potter - Unsinns" sind die Kultusgemeinde und die katholische Kirche, im österreichischen Fernsehen u.a. durch Frau Kuby kurz vertreten - diesmal ausnahmsweise - einer Meinung.

Ein Auftritt der Autorin Gabriele Kuby im österreichischen Fernsehen wurde von vielen Seiten heftig kritisiert. Im Grunde liegt Frau Kuby gar nicht so schief: sie müsste aber auch eine Vielzahl anderer Esoterik-, Hexen- und Teufelsblockbuster ablehnen. Völlig unerwartete Schützenhilfe bekommt Frau Kuby von der obskuren "Gnostischen Kultusgemeinde", einer okkulten österreichischen Satanistenorganisation.

"Magie ist cool" - das ist die Botschaft für Kinder und Jugendliche, die, so Frau Kuby und Herr Dr. Dokupil unisono, zur Gebrauchsesoterik führe, einer synkretistischen Mischung aus Aromatherapie, Hexenwahn und Pendelschwingen.

Das neue Oberhaupt der Kultusgemeinde, Herr Dr. Dokupil, der sich als "Stellvertreter Satans auf Erden" bezeichnet, ist mit Frau Kuby und der katholischen Kirche einer Meinung, wenn es um die Ablehnung von "Harry Potter" geht. Dr. Dokupil: "Dieser Eso - Schmus steht in einem Rang mit Paulo Coelho, den Prophezeiungen der Celestine oder Besteller - Unsinn wie z.B. von Dan Brown ("Da - Vinci - Code"), so Dr. Dokupil in einem Gespräch mit kathpress. Ähnlich wie die Filme "Der Exorzist" oder "Die Hexen von Eastwick" stelle Harry Potter zwar gut gemachte und weltweit erfolgreiche Fantasy - Literatur dar, gaukle aber insbesondere Jugendlichen eine Magie vor, die sie von wahrer Mystik entfremde. Der Fürst, wie Satan vom Oberhaupt der Gnostischen Kultusgemeinde (GK) genannt wird, sei keine nach Schwefel stinkende Witzfigur, sondern Luzifer, der mächtigste Engel und der Erstgeborene, d.h. der Schöpfer des Universums. Deshalb kann und darf Schwarze Magie nur innerhalb der von der Kultusgemeinde vorgegebenen Rituale ausgeübt werden, so Dokupil.

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